Ich muss wahrscheinlich nicht extra betonen, dass ich sie zu jeder Jahreszeit kenne und liebe. Im Sommer und im frühen Herbst - wobei die letzten beiden Sommer entgegen jedem Klischee von der verregneten Bretagne sehr sonnig und für hiesige Verhältnisse sogar heiß waren - bietet sich natürlich ein Besuch zum Baden und jeglicher Form von Wasser- und Radsport oder zum Wandern an. Auch für den Familienurlaub mit kleineren Kindern ist sicherlich der Sommer die passende Zeit.
Wer aber die ungeheure Macht und Schönheit des Meeres erleben will, dem sei der Spätherbst und der Winter ans Herz gelegt. Es ist ein großartiges Erlebnis, wenn man sich etwa auf der Steilküste der Pointe de Pen-Hir gegen den Sturm stemmen muss und die Gischt über die Felsen weht! Dieses unmittelbare Erleben des Meeres hat man vor allem im Winter - ganz sicher nichts für Schönwetterbesucher, aber für Menschen, die Natur im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Körper spüren wollen. Der Winter glänzt hier natürlich auch mit beeindruckenden Regenmengen - von fein sprühend, wie man es von tropischen Gewächshäusern kennt, bis zu wie mit Nadeln ins Gesicht peitschend. Ich habe nirgendwo anders als hier die Vielseitigkeit des Regens kennen und schätzen gelernt. An klaren Wintertagen herrscht über dem Atlantik ein wundervolles pastellfarbenes Licht. Die schönsten Sonnenuntergänge erlebt man sicher in dieser Jahreszeit. Durch den Golfstrom sinken die Temperaturen sehr selten in den Frostbeteich und ich würde den Winter hier als frisch, aber nicht als kalt bezeichnen. Diese Jahreszeit ist allerdings eher etwas für Selbstversorger, viele Restaurants und Crêperien schließen zu dieser Jahreszeit. Die Presqu'île ist im Winter sehr still, man trifft kaum Touristen - ideal, um zur Ruhe zu kommen, Natur zu erleben und um Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen oder zu pflegen.
Im zeitigen Frühjahr bezaubert die Halbinsel besonders durch die kurze, aber herrliche Mimosenblüte - welch Glück, dass zur Mühle ein kleiner Mimosenhain oberhalb eines Felsens gehört! Danach folgt die Kamelienblüte, die einzigartig ist. Zur gleichen Zeit blühen die typischen Frühjahrsblüher, Rhododendren und der gelbe Stechginster. Überhaupt ist das Frühjahr mit Abstand die blütenreichste Zeit auf der Presqu'île.
Zur Osterzeit beginnt dann auch wieder das touristische Leben auf der Halbinsel. Die Presqu'île im Frühjahr bietet sich für Menschen an, die den milden Frühling schon etwa zwei Wochen, gemessen an der Mitte Deutschlands, früher erleben möchten, die in geschützter Lage schon kurzärmelig die Sonne genießen wollen und die ein gewisses touristisches Leben bevorzugen.
Um also auf die Frage: wann auf die Presqu'île? persönlich und aufrichtig zu antworten - grundsätzlich immer, aus meiner Sicht aber am liebsten im Spätherbst und Ostern wegen ihrer wunderbaren Langsam- und Gemütlichkeit.